Samstag, 23. Juni 2007

Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg

Im Kirchenbuch von Schöneck finden sich zahlreiche Zeugnisse der Ereignisse, die im Dreißigjährigen Krieg über die Bewohner hereinbrachen. So wurde 1628 Christoph Ernst Spranger auf dem Weg nach Graslitz von Soldaten erschossen und ausgeraubt, der entsprechende Kirchenbucheintrag lautet:

Der Christoph Ernst Spranger ein kramer in Marck, welcher im waldtt na Greßlas vom .3. Soldaten feindtselig angegroffen, erschossen worden, vnd darnach die wahr von hals gerissen, v. damit endtloffen.

Nachdem Johann Georg I. von Sachsen 1631 mit den Schweden ein Bündnis schloß, rückten die Truppen Wallensteins in Sachsen ein. Das Vogtland wurde dabei besonders schwer getroffen, Adorf, Oelsnitz, Markneukirchen und Schöneck wurden eingenommen und ganz oder teilweise zerstört. Der Forstmeister Georg Geyer berichtet, dass am 13. Juni 1632 um 9 Uhr Vormittags etwa 60 - 80 Reiter vor der Stadt erschienen, woraufhin sich ihnen die schlecht bewaffneten Verteidiger entgegenstellten. Bereits im ersten Ansturm drangen die Angreifer in die Stadt ein und steckten diese in Brand, die Fliehenden wurden "vorgehauen, dieselben etliche niedergeschoßen, gehauen wie dann auch etliche Schönecker, so dageblieben, todt, etliche tödlich verwundet im Stiche blieben" [1]. Das Kirchenbuch nennt für diese Tage:

Iunius
14. Der Hans Döler ein wagner von Reichenbach, neben einem anderen so den 13 Iunius sind erschossen worden
15. Thomas Götz, Girg Schum beyde in Marck neben Girg Bon von Elsterberg und Girg Jung Händell von Reichenbach, so alle erschossen worden
16. Einer von Waldkirchen so die nachbarn selbsten begraben.
18. Simon Harsscher von Meschwitz so den 13 Iunius von keisserischen kriegsvolk auch erschossen worden

Insgesamt werden im Kirchenbuch somit acht Personen erwähnt, die in diesen Tagen umkamen, allerdings lediglich zwei Schönecker.

Während über die Geschichte der Städte und wichtiger Persönlichkeiten vergleichsweise viel Material vorhanden ist, bleibt das Leben der beteiligten Soldaten zum größten Teil im Dunkeln. Die wenigen, die überlebten und in ihre Heimat zurückkehrten, hinterließen meist nichts, was über ihre Erlebnisse Auskunft geben könnte. Als Soldaten nennt das Kirchenbuch:

1636 Hanß Schmidt aus Adorf:
anitzo ein Soldat, Vntter dem fürstl. S: Volck, auch Vntter dem H HaubtMann Horn

1670 Zacharias Schrader, weiland Wachtmeister im Kriege, itzo Bürger in Buttelstedt (Thüringen)

Noch vor dem Kriegseintritt Sachsens wird erwähnt:
Veit Hüler, des langen Hansen Hülers sohn zu Eschenbach seines alters 21 ½ Jahr, ein böser muttwilliger bub von Jugent auf gewesen, kompt kranck von krieg anheim, da hat er auch bezahlen müssen

Einen interessanten Einblick in das Leben eines Söldners im Dreißigjährigen Krieg bietet das Tagebuch des Peter Hagendorf. Es ist fast vollständig erhalten geblieben und gibt Auskunft über seine Erlebnisse während der Jahre 1624 - 1629. Eine sehr empfehlenswerte Magisterarbeit darüber gibt es hier zum Download, ein Interview mit Prof. Dr. Jan Peters im mp3-Format kann hier nachgehört werden. Das ZDF produzierte über Hagendorf die Doku "Mit Gottes Segen in die Hölle", das entsprechende Buch ist hiererhältlich.

Nachtrag: GEO EPOCHE hat zum Buch "Ein Söldnerleben im Dreißigjährigen Krieg" von Jan Peters (Hrsg.) eine Buchvorstellung veröffentlicht und interessante Leseproben zum Download bereitgestellt (nach unten scrollen). Wer sich einmal in das Tagebuch von Peter Hagendorf einlesen möchte ohne die Fernleihe zu bemühen, hat jetzt Gelegenheit dazu.

Nachtrag 2: Nun konnte die Herkunft von Peter Hagendorf doch noch geklärt werden, Wikipedia schreibt:
Peter Hagendorfs Herkunft und das Taufdatum einer seiner Töchter konnten mittlerweile ermittelt werden. Im ersten Kirchenbuch (1629–1635) von Engelrod (heute Ortsteil von Lautertal im Vogelsberg) findet sich folgender Taufeintrag: „Eichelhain, Anno 1629, August 17., Elisabeth, Peter Hagendorffs, eines Soldaten von Zerbst Döchterlein ...“

[1] Zill, Günter: Die ehemalige Burgherrschaft Schöneck, 1999; S. 147

Sonntag, 10. Juni 2007

Buchvorstellung

Kurt Kauert – Vogtländisch-westböhmischer Geigenbau in fünf Jahrhunderten
Der Dreißigjährige Krieg brachte nicht nur Tod und Zerstörung über das Vogtland, sondern auch den Zuzug der Exulanten aus den habsburgischen Gebieten. Besondere Bedeutung für das Vogtland hat dabei die Ansiedlung von böhmischen Geigenbauern in Markneukirchen und Klingenthal, wo der Geigenbau in den nachfolgenden 150 Jahren zu höchster Blüte gelangte und der Gegend den „Titel“ Musikwinkel einbrachte.

Kurt Kauert hat zu diesem Thema eine kurzweilige Überblicksarbeit geschaffen, die alle wesentlichen Aspekte der Entstehung und Entwicklung des Geigenbaus in der Region darstellt und trotzdem nicht die nötige Tiefe vermissen lässt. Dargestellt werden das Vogtland während dem Dreißigjährigen Krieg, der Geigenbau im nahen Böhmen, der Aufbau und Niedergang der Innungen und vieles andere mehr. Wer tiefer in die Materie eintauchen will, dem seien die beiden Bände „Vogtländischer Geigenbau. Biographie und Erklärungen ab (bzw. bis) 1850“ von Bernhard Zoebisch empfohlen, die akribisch jeden Geigenbauer der gefunden werden konnte, beschreiben.

Zu dem Thema findet sich auch bei Wikipedia ein interessanter Artikel, der allerdings den geographischen Schwerpunkt Klingenthal hat.