Sonntag, 20. Mai 2007

Projektvorstellung Familienbuch für das Kirchspiel Schöneck

Heute will ich die Gelegenheit nutzen und mein erstes Projekt vorstellen. Arbeitstitel: "Familienbuch für das Kirchspiel Schöneck 1593 - 1750"

Das Kirchspiel der ev.-luth. Kirche St. Georg umfasst neben der Stadt Schöneck die Dörfer Eschenbach, Schilbach mit Schäferei Erlich, Kottenheide, Muldenberg, Gunzen (Nordseite), Oberzwota, Zwota (bis 1840), Klingenthal (bis 1635), Untersachsenberg (bis 1646) und alle anderen Orte um Klingenthal bis 1672.
Klingenthal und die umliegenden Dörfer wurden erst ab 1591 mit Gründung des Hellhammers besiedelt. Der lange Weg bis nach Schöneck veranlasste die Familie Boxberger jedoch dazu, um Erlaubnis zur Auspfarrung des Ortes nachzusuchen. Schon 1628 legte man einen eigenen Friedhof an, um den beschwerlichen Transport der Verstorbenen nach Schöneck zu sparen. Im Jahre 1635 wurde schließlich das Kirchspiel Klingenthal gegründet, das 1653 eine eigene Kirche bekam und nach und nach schlossen sich immer mehr der umliegenden Dörfer an. Die Auspfarrung von Zwota (ohne Oberzwota) sollte noch bis 1840 dauern.

Das erste Kirchenbuch von Klingenthal 1635 - 1695 ist leider nicht erhalten, so dass auch bekannte Daten aus diesem Zeitraum mit in das Familienbuch einfließen. Ortsfremde Personen werden gesondert erfasst, Patenschaften den jeweiligen Paten zugeordnet.

Die Kirchenbücher von Schöneck beginnen 1593 und sind lückenlos vorhanden, lediglich vereinzelte Einträge sind nicht mehr lesbar. Angelegt wurde das Register von Caspar Olza, der 1593 sein Wirken in Schöneck begann und 1595 nach dem Tod seines Vorgängers Nicolaus Steinmüller Pfarrer wurde. Auf den ersten Seiten ist zu lesen, dass Pfarrer Marbach das Buch in schlechten Zustand vorfand, die Seiten daraufhin ordnen und binden ließ. Der Einband wurde nochmals in den 1930er Jahren erneuert.

Caspar Olza beginnt das Kirchenbuch auf der ersten Seite mit folgenden Worten:
Kirchen Register
Der Kirchen sanct Georgen zu schöneck


Angefangen, und propagirt durch den Ehr„
würdigen, und wollgelahrten herrn Casparum
Olza, der zeitt verorndten pfarherrn,
und den Erbaren, und wollweisen herrn
Andrean Tagk burgermeistern, Micha„
ell pötzschern, und Georg schmirlern
beyde vorsteher, und Gottsväter zu
schöneck.

Im Jhar nach Iesu christi unseres Erlösers geburtt
1 5 9 4.
Den 22 Aprilis.

Es ist aber vor dessen von meinen herrn Antecessoribus
kein Register in nirgent gehalten worden, dz ich also
keinen buchstaben zur nachrichtigung gefunden hab,
ohn allein was ich unwürdiger mit Wissen, und willen
Eines Erbaren, und wollweisen Raths angefangen, Gott helfe
mit guter gesundtheitt, und langen leben solchs zu
compliren.

Wie Olza schreibt, ist kein älteres Register überliefert, obwohl bei Amtsantritt Steinmüller 1563 die Führung entsprechender Bücher bereits verbreitet war. Eine etwas umfangreichere Beschreibung findet sich auf der nächsten Seite.

Kirchen Register
Waß vor personen in meiner befholenen
Kirch zu schöneck von Anno 1594 an
und ferner (da mihr der getrewe gott, das
leben, und die gnadt zu meinen seelsorger verleih„
en wirt) Ehelich worden sindt, gestorben, und da
gegen widerumb kinder geboren, und in meiner
befohlenen Kirchen getaufft, wz aber fur
personen zum h. und hochwirdigen
sacramentius gegangen hab ich in
ein ander register verzeugnet.

Weil ich aber von meinen herrn Antecessore, herrn Nicolao Steinmüller kein Kirchen„
register hab bekommen noch finden können, dz man also von alters hero eine
nachrichtigung, der pfarkinder haben möchte, al hab ich Caspar olza der
Jungere, der zeit unwirdiger pfarrer zu schöneck, mit willen eines Er„
barn Raths und gantzen gemein diß buch binden lassen darrin aller„
ley nachrichtigung der Kirchen verzeignet werden soll, dz man also
uber viell Jhare eine gewisse nachrichtigung finden möge. Der allmechtige
gott gebe mihr nuhn seine gnadt und heilig geist, dz ich sein heiliges
ampt darein ich unwirdiger gesezett bin, mag örndtlich, christlich,
gottseligk, nutzlich, und fruchtbarlich vollfuhren. Amen.

Caspar Olza, oelsnicensis

Leider hat sich das Register der Abendmahlsteilnehmer nicht erhalten, überhaupt ist aus Olzas Wirkungszeit im Pfarrarchiv einzig noch ein Register über Wachs-, Erb- und Kirchenzinsen, sowie ausgeliehenes Kapital vorhanden. Allerdings sollte das nicht weiter verwundern, Schöneck brannte in seiner Geschichte mehrmals nieder, so geschehen 1632, 1680, 1761 und 1856 [1]. Die Wohnhäuser der Stadt wurden in Holzbauweise errichtet und waren mit Schindeln gedeckt, so dass jedesmal die gesamte Stadt den Flammen zum Opfer fiel.

Wilhelm Dillich, Schöneck im Jahre 1628
a) Kirche St. Georg, b) Jagdschloß, c) Burganlage

Nach dem Brand 1632 hausten die Bewohner in Erdhöhlen im umliegenden Wald, da sie sich aus Angst vor den kaiserlichen Truppen nicht in die Stadt trauten. Wichtige Papiere wie die Stadtrechtsurkunde trug der Bürgermeister "in Rantzen auffm rücken mit sich herumb" [2], möglicherweise tat es ihm Pfarrer Olza mit dem Kirchenbuch und anderen Dokumenten gleich. Bereits Pfarrer Johann Ernst Marbach scheinen beim Verfassen seiner 1731 gedruckten Chronik [3] im Wesentlichen nicht mehr Quellen aus dem Pfarrarchiv vorgelegen zu haben, als uns heute.

Die Kirchenbuchführung nach Olzas Tod 1634 übernahm während der Amtszeit von Pfarrer Zacharias Adler (1600 - 1658) der Stadtschreiber Christian Weissenhoff (1589 - 1660). Es folgt 1658 - 1692 Andreas Crusius aus Teuchern und 1692 - 1697 sein Sohn Georg Andreas Crusius. Johann Adam Müller aus Zittau schließlich tritt 1698 sein Amt an und bleibt bis zu seinem Tod 1721 Pfarrer in Schöneck.


Aktueller Stand Familienbuch:
Daten vollständig erfasst 1593 - 1725





[1] Bannert, Harald: Der große Brand von Schöneck, 2006

[2] Zill, Günter: Die ehemalige Burgherrschaft Schöneck, 1999; S. 148

[3] Marbach, Johann Ernst: Das in der Freiheit lebende Schöneck, Schneeberg, 1731