Montag, 28. Mai 2007

Teilprojekt 1 - Rekonstruktion Gunzen (Süd)

Rekonstruktion der zu Markneukirchen gehörigen Familien in Gunzen (Südseite)

Das um 1200 gegründete Dorf Gunzen ist in seiner Kirchenzugehörigkeit entlang des Eisenbaches geteilt, die Nordseite gehört ins Kirchspiel Schöneck, die Südseite in die Parochie Markneukirchen. Während die Kirchenbücher von Schöneck seit dem Beginn ihrer Führung 1593 lückenlos erhalten sind, existieren in Markneukirchen nur noch die Aufzeichnungen ab 1748/49. Die früheren Register wurden durch Feuer vernichtet. Nach Friedrich August Crasselt begann Pfarrer Peter Hochmuther 1572 das erste Taufregister und Nicolaus Hanold 1585 die Trau- und Todenregister [1]. Die Folge ist, dass die Taufen, Heiraten und Todesfälle der Familien auf der Südseite erst ab 1748/49 vorhanden sind.

Im Rahmen des Projektes Familienbuch Schöneck 1593 - 1750 wurde versucht die Südseite von Gunzen möglichst genau zu rekonstruieren (Stand Mai 2007: 1593 - 1708). In erster Linie wurden dazu die Patenschaften und Trauungen ausgewertet, es flossen aber auch Daten aus anderen Kirchenbüchern und Steuerlisten ein. Einen Überblick über die dadurch erreichten Ergebnisse in Genauigkeit und Vollständigkeit liefert der Vergleich mit vorhandenen Steuerlisten.

Das Schocksteuerregister 1628 [2] weist für Gunzen 31 Höfe mit 35 Familien aus, der Wert der Bauerngüter samt dazugehörigem Grund und Vieh betrug zwischen 26 und 11 Schock. Von den 35 genannten Personen können 33 im Kirchenbuch Schöneck gefunden werden, außerdem viele Ehefrauen und Kinder. Die Lebensdaten der Bewohner der Südseite können durch die Patenschaften und Trauungen nur sehr bedingt rekonstruiert werden, allerdings können in Einzelfällen genauere Daten ermittelt werden. So ist Catharina Eichhorn, die Frau von Michael Eichhorn, am 31. August 1673 Pate bei Hans Pragers Tochter Magdalena. Bei der Trauung seines Sohnes Johannes 1675 ist er dagegen nicht mehr am Leben, er muss also zwischen August 1673 und der Heirat von Johannes Eichhorn 1675 verstorben sein.

Ein weiteres, interessantes Beispiel für die Rekonstruktion einer Familie bilden die Müller in Gunzen. Die Mühle liegt auf der Südseite des Dorfes und ist damit nach Markneukrichen gehörig. Der erste bekannte Nachweis der Mühle stammt aus dem Landsteuerregister 1583 und nennt Jobst Jorumb als Müller. Der Name Joram oder Goram kommt in verschiedenen Varianten auch in umliegenden Dörfern vor.

Die früheste Erwähnung eines Gunzener Müllers im Kirchenbuch Schöneck findet sich 1628, in diesem Jahr ist Michel Gorramb Müller und sein gleichnamiger Sohn Pate bei Girg Fickers Kind (Tf. 1628/39). Dieser heiratet um 1630 Dorothea und wird zwischen 1643 und 1662 als Müller genannt. Von ihm können fünf Kinder nachgewiesen werden, drei davon nur über Patenschaften. Sein Sohn Adam heiratet 1663 Elisabeth Gieter aus Gunzen und erst dessen Sohn Adam wird im Kirchenbuch Markneukirchen erwähnt. Damit konnten, ohne dass Kirchenbücher in Markneukirchen vorhanden sind, drei weitere Generationen ermittelt werden.

Diese Beispiele zeigen sehr deutlich, dass die vollständige Auswertung der Kirchenbücher, über die üblichen Daten für Taufe, Trauung und Begräbnis hinaus, auch als wertvolle Ergänzung bekannter genealogischer Daten angrenzender Kirchspiele dient.

[1] F. A. Crasselt: Versuch einer Chronik von Markneukirchen, Schneeberg 1821

[2] HaStA Dresden, 10040, Obersteuerkollegium, Rep. Ia Nr. 36

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